Segelschein

Anna und ich haben in den letzten Wochen endlich unseren Segelschein gemacht, darüber möchte ich ein bisschen berichten.

Direkt vorweg: Es hat sich wirklich gelohnt und einen Riesenspass gemacht. Ich kann das ganze nur jedem empfehlen, der denkt ab und an mal die Chance zum Segeln zu haben.  Bei Gelegenheit werde ich den Artikel noch mit Bildern aufpeppen.

Bei dem Schein den wir gemacht haben handelt es sich um das Bodenseeschifferpatent A und D (Motorboot und Segelboot). Das besondere am Bodenseeschifferpatent ist, dass man dieses benötigt um auf dem Bodensee herumfahren zu können, für alle anderen deutschen Binnengewässer benötigt man den Sportbootführerschein Binnen. Das Patent kann man ohne weitere Prüfung in den Binnenschein umschreiben lassen, anders herum geht das allerdings nicht.

Absolviert haben wir das ganze als 6-Tages-Kurs bei der Segelschule Raschewski in Überlingen, scheinbar der ersten Segelschule am Bodensee.
Hört sich ja schonmal gut an, war es auch 😉

Wir hatten wie schon geschrieben sechs Tage Praxis und zwei Tage Theorie Unterricht. Im praktischen Teil fährt man mit den Variantas der Segelschule auf dem See herum und übt die diversen für das Patent nötigen Manöver – die verschiedenen Kurse, Wende, Halse, Person über Bord, Beidrehen, Aufschiessen … Wir hatten eine sehr gute Woche erwischt, die ersten Tage war richtig viel Wind, einen Tag sind wir sogar bei Starkwindwarnung gefahren: Vier Leute auf der Luv-Seite des Boots und trotzdem eine respektable Neigung.
An der Pinne hat man da schon irgendwie die Verantwortung gemerkt, man hatte das Gefühl mit einem Fehler alle in den See werfen zu können. Interessant!
Der anstrengende Part daran war, dass die Schulungsboote keine Klampen zum befestigen der Schoten haben, der Steuermann hat somit die Großschot immer in der Hand, der Vorschoter die Fokschot. Bei den oben erwähnten Winden geht das ziemlich auf die Kräfte, am nächsten Tag hatten alle Segelhandschuhe 😉

Gegen Ende der Woche hatten wir noch einen Sonnen- und Flautentag, was nicht so interessant war aber für die Motorboot Praxis genutzt werden konnte. Auch hier gibt es wieder einige Manöver die man drauf haben sollte, Person über Bord, Anlegen an verschiedenen Seiten, Eindampfen, Wenden auf engem Raum …

Richtig neu war für uns beim Segeln eigentlich nur die Kommandosprache. Auf den ersten Blick erscheint dies auf so kleinen Booten ziemlich sinnlos, auf einem großen Schiff mit verteilten Rollen mag es nützlicher erscheinen jede Aktion zu kommentieren. Trotzdem gewöhnt man sich daran und sieht auch den Sinn in vielen dieser Kommandos, die Zusammenarbeit läuft einfach viel flüssiger dadurch ab.

Am Wochenende hatten wir dann den Theorie Unterricht. Dieser findet auf der Arche, einem im Haafen festgemachten Hausboot und quasi dem Firmensitz der Segelschule statt. Schön für uns war, dass es genau an diesen Tagen kaum Wind hatte und geregnet hat.
Auch hier konnte man wieder viele Dinge lernen, teilweise wäre das aber wohl vor dem Praxisunterricht nützlicher gewesen.

Bei der Prüfung selbst durfte ich beim Segeln anfangen, leider war zu diesem Zeitpunkt noch kein Wind da, was das ganze ziemlich anspruchsvoll gemacht hat. Gereicht hat es aber trotzdem, da ich nur eine Boje nach einer heimtückischen Böe verpasst habe. Beim Motorboot hatte ich einen kleinen aber hier nicht näher zu erwähnenden Blackout, gnädigerweise hat es aber trotzdem zum Bestehen der Prüfung gereicht.
Am Mittag ging es dann ins Landratsamt Friedrichshafen zur Theorieprüfung. Erstaunlich viele Prüflinge waren in dem Saal, alles in allem hat mich das irgendwie an die Klausuren im späteren Studium erinnert mit 80 Leuten in der Aula. Wir haben die Prüfung strebigerweise beide mit null Fehlern bestanden und somit auch unseren Schein in der Tasche.

In Zukunft locken dann wohl die Nachfolgescheine mit dem Sportküstenschifferschein als Ziel. Mit diesem kann man dann wohl auch in einem netten Land eine Yacht mieten und ein paar Tage oder Wochen an der Küste entlang fahren. Das stelle ich mir ziemlich toll vor. Jetzt aber erstmal auf dem H-Boot über den Bodensee, auch hier lassen sich schon tolle Wochenendausflüge starten. Hoffentlich habe ich bald mehr zu berichten 😉