Farscape

Willkommen zum zweiten Teil meiner Serienbesprechung und Empfehlung!

Farscape

Mein heutiges Thema, liebe Kinder, ist die Serie Farscape. Die erste Begegnung hatte ich damit vor einigen Jahren als ich es zufällig im Free-TV gesehen habe. Das war allerdings ein Fehler 🙂

Wer noch keine Folge Farscape geschaut hat und mitten drin einsteigt wird sich fragen, was das ganze soll. Der Spruch „Bin ich hier im falschen Film?“ könnte einem da durchaus kommen, seltsame Leute und noch seltsamere Ausserirdische die teilweise sogar verschiedene Rollen oder Personen gleichzeitig sind? Wie bitte? Und woher soll man wissen worum es geht, wenn es einem nicht gesagt wird?

Kurz: Ich konnte nichts mit der Serie anfangen und fand sie sogar recht seltsam.
Später dann, nachdem ich einige Stimmen gehört habe, die das Gegenteil behaupten, entschied ich mich Farscape noch einmal eine Chance zu geben und das Ganze von Staffel 1 und Folge 1 an anzuschauen.

Gesagt, getan, begeistert!

Die Serie sprudelt nur so vor Kreativität, die Charaktere entwickeln sich sehr stark über die Folgen und sie, sowie die Geschichte, sind teilweise sowas von abgedreht, dass man sich fragen muss wie es um den geistigen Zustand der Leute bestellt ist die sich das ausgedacht haben. Versteht mich nicht falsch, ich meine das hier im positivsten Sinn.

Beschäftigt man sich ein bisschen mit der Serie und schaut jede Folge bekommt man ein Meisterwerk beboten, welches neben einer fesselnden Story, tollen Bildern, packender Action auch jede Menge Witz und Gefühle mit sich bringt.

John in Action

Zur Geschichte: Der Astronaut John Crichton möchte mit seinem Shuttle im Erdorbit eine neue Antriebstechnologie testen und gerät dabei versehentlich in ein Wurmloch. Knapp mit dem Leben davongekommen prallt er irgendwo, weit von der Erde entfernt, in das lebende Raumschiff Moya. Moya war als Gefangenentransporter eingesetzt, die Gefangenen haben das Schiff jedoch übernommen und sind nun auf der Flucht vor den Peacekeepern, einer menschenähnlichen Rasse.

Durch einen Unfall bringt Crichton den Bruder eines Kommandeurs der Peacekeeper um, der ihm und der Crew der Moya von nun an an den Kragen will. Die Crew besteht aus einigen Ausserirdischen:

Pilot, wie der Name schon sagt der Pilot der Moya. Seine Rasse geht eine symbiotische Verbindung mit den lebendigen Schiffen ein, dessen Piloten sie sind. Seine Nerven sind mit denen des Schiffes verknüpft, so dass er dieses sehr effektiv steuern und verwalten kann. Pilot ist ein äusserst gutmütiges und liebenswertes Wesen, hat aber auch seine dunklen Seiten die wenn sie herauskommen um so erschreckender wirken.

Aeryn Sun, ehemals Mitglied der Peacekeeper, hat ihre liebe Mühe damit ihre Erziehung und das kriegerische Weltbild ihrer Rasse abzulegen. Die sich über die Staffeln entwickelnde Romanze mit John Crichton ist ein zentraler Handlungsstrang der Serie.

Die blauhäutige Chiana ist bis in die tiefste Seele eine Gaunerin. Sie stiehlt, lügt und setzt ihre weiblichen Reize ein um zu bekommen, was sie möchte. Am auffälligsten sind auf den ersten Blick ihre tierhaften, katzenartigen Bewegungsmuster. Hierdurch kommt das Ausserirdische sehr gut trotz der äusserlichen Menschenähnlichkeit zum Ausdruck.

Rygel der 16, ehemaliger Herrscher über 600 Milliarden Lebewesen stand dummerweise zwischen seinen Verwandten und der Macht. Auch auf der Moya gibt er sich häufig als überheblicher, verwöhnter Herrscher – hat aber auch recht praktische Fähigkeiten. Wenn es um Verhandlungen geht (auch unehrlich geführte) kann ihm kaum jemand etwas vormachen. Die Figur ist wie die des Pilot eine mechanische Puppe, deren Kunstfertigkeit ein weiteres herausragendes Merkmal dieser Sendung ist.

Ka D’Argo ist der Krieger an Bord, was schon durch sein markantes Aussehen mit Tätowierungen und riesiger Schwert/Laserwaffenkombi deutlich wird. Für ein Verbrechen eingesperrt, welches er nicht begangen hat, ist er nun auf der Suche nach seinem Sohn und entwickelt sich zu Johns bestem Freund, der wiederum auf der Suche nach der Erde ist.

In den ersten Staffeln spielt auch die Priesterin Zhaan eine wichtige Rolle als Crewmitglied, sie ist die gute Seele und hält alle zusammen und mit ihren Heilkräften in diversen Situationen am Leben.
Die Geschichte entwickelt sich über die Flucht vor den Peacekeepern und die Suche nach der Erde hinaus und wird teilweise recht komplex und nur im Zusammenhang verständlich. So implantiert zum Beispiel Scorpius, ein Kommandeur der Peacekeeper ein Ebenbild seiner selbst in Crichtons Kopf, um ihm das Geheimnis der Wurmlöcher zu entlocken. So kann es passieren, dass in manchen Folgen zwei Versionen von Scorpius auftauchen, die verschiedene Absichten zeigen.
Gerade dieses Abgehobene macht Farscape zu entwas besonderem. Gerade die total durchgedrehten Folgen sind die besten. In „Revenging Angel“ zum Beispiel erhält man Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des Hauptcharakters, wobei (sehr charakteristisch für diese Person) viele Comicteile eingestreut werden. Den leicht durchgedrehten Hauptcharakter einer Serie sieht man nicht so oft auf einer Rakete reiten 😉

Rygel

Vom gestalterischen Aspekt ist die Serie sehr gut gemacht, am Anfang noch ein wenig unbeholfen und teilweise billig, aber man merkt richtig wie gelernt wird (oder mehr Geld verfügbar ist). So sehen die Ausserirdischen zum großen Teil nicht à la Star Trek aus wie Menschen mit Hautausschlag sondern sind richtig gut gemachte Puppen aus denen die Kreativität nur so sprüht.

Besonders gut hat mir der Vorspann der Serie ab der dritten Staffel gefallen. Die dreissig oder so einleitenden Sekunden sind ein echtes Kunstwerk.

Leider fiel die Show ihrem eigenen Konzept zum Opfer. Es kamen kaum neue Zuschauer hinzu, da es denen wohl wie mir damals ging („Was soll das denn?„), und auch die regulären wurden immer weniger. Wenn man mal ein paar Folgen verpasst hat und wieder einsteigen will ist das halt schwer.
So überlebte Farscape die vierte Staffel leider nicht und wurde abgesetzt. Dies zog massive Proteste, Internetaktionen und Zuschauerbriefe an Scifi nach sich, worauf diese reagierten und einen zweiteiligen Fernsehfilm produzierten, der alles zu einem zufriedenstellenden Abschluss bringen sollte: Die Peacekeeper Wars.

Wer also die Möglichkeit hat, sich Farscape von Anfang bis Ende Folge für Folge anzuschauen, sollte dies unbedingt tun. Über die leichten Holprigkeiten am Anfang der Serie muss man hinwegsehen und bekommt dafür später dann eine der spannendsten, emotionalsten und witzigsten Serien geliefert die meiner Meinung nach je im TV liefen.
Den Spass muss man sich aber leider eine Menge kosten lassen, bei Amazon kostet eine Staffel momentan 45€ was für eine ältere Serie eine richtige Unverschämtheit ist.

Eine kleine Anekdote am Rande: In der Serie Stargate: SG1 übernahmen die Hauptdarsteller von Farscape in den letzten beiden Staffeln einige Hauptcharaktere. Die Autoren haben es hervorragend verstanden, mit vielen kleinen Anspielungen und Blicken zwischen den Beiden jede Menge toller Erinnerung hervorzurufen. Die Krone setzte dem ganzen eine Folge auf, die eine Parodie auf Farscape war („200„). Hierbei übernahmen die Stargate Charaktere die Rollen der Farscape Charaktere.